• IHM - Dienstleistungen und Wissentransfer im Bereich von Kultur- und Naturerbe
  • IHM,
  • Cottbus, Brandenburg, Deutschland
  • +49(0)355-
    86 68 85 86
  • Info@heritage-management.com
  • Mo-Fr: 9 - 17 Uhr
  • Sa./So. geschlossen

„Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“ - Team der Welterbeinitiative äußert sich zu Zukunftsplänen

09.04.2024

Im ersten Moment war es für alle ernüchternd, als im Dezember 2023 klar wurde, dass die Lausitzer Tagebaufolgelandschaft zunächst noch nicht auf die deutsche Tentativliste für UNESCO-Welterbe aufgenommen wird. Nun, knapp vier Monate später, sendet das Projektteam ein deutliches Signal in die Region, dass die Auseinandersetzung mit der kulturellen Bedeutung der Tagebaufolgelandschaft die Lausitz auch weiter begleiten soll. Das Team blickt optimistisch in die Zukunft. Man wolle sich den aufgeworfenen Fragen der Evaluation durch die Kulturministerkonferenz gern stellen, heißt es. Nun erklärt das Team, wie.

Die Botschaft der beteiligten und unterstützenden Einrichtungen um die Welterbeinitiative ist klar: „Wir machen weiter!“. Mit welcher Absicht, erklärt Heidi Pinkepank, Gesellschafterin des Instituts für Neue Industriekultur (INIK) in Cottbus: „Wir glauben daran, dass eine aktive Gestaltung und Vermittlung der zukünftigen Folgelandschaft nur durch das Wissen über ihre durchaus wechselhafte Vergangenheit möglich ist. Wer seine Umgebung gut kennt, wird eine engere Bindung zu ihr aufbauen können. Deshalb möchten wir zukünftig noch stärker gemeinsam die Herausforderungen und Chancen der Geschichte dieser besonderen, Menschen-gemachten Landschaft beleuchten und ein tieferes Verständnis für die ungewöhnliche Schönheit, Geschichte und Potenziale der Lausitz schaffen.“

In diesem Zuge möchte das Team im Laufe des Jahres bei Festen, über die Presse, durch Podcasts oder einfach beim Bäcker nebenan mit den Lausitzerinnen und Lausitzern in Austausch kommen. Es sei das Ziel, das umfangreiche, gesammelte Wissen über die Lausitzer Tagebaufolgelandschaft mit den Menschen in der Region zu teilen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Man wolle „zusammenarbeiten, um aus der Vergangenheit zu lernen und die Lausitz als lebendigen Willkommensraum mit Innovationstradition und Gemeinschaft zu gestalten“, so Pinkepank. Konkrete Anfragen für entsprechende Veranstaltungen oder Mediennutzungen nehme man gerne entgegen.

Auch die Idee einer zukünftigen, offiziellen Anerkennung dieses kulturellen Erbes der Lausitz sei weiter Thema. Dr. Britta Rudolff, Studiengangsleiterin des Masterstudiengangs World Heritage Studies an der BTU Cottbus-Senftenberg und Geschäftsführerin des Cottbusser Instituts für Heritage Management (IHM) betont: „Das Potenzial für eine Anerkennung der Tagebaufolgelandschaft als UNESCO-Welterbe besteht weiterhin. Wenn die Expertise der Region noch stärker in das Konzept eingebunden wird und man sich gemeinsam für den Weg der internationalen Anerkennung entscheidet, dann kann man in einigen Jahren selbstbewusst einen neuen Anlauf wagen.“

Bereits seit 2020 wird im Rahmen einer Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung an der Welterbeinitiative gearbeitet. Das Projekt ist Teil des Förderbündnisses Land-Innovation-Lausitz, welches die Lausitz über eine Vielzahl von Projekten als Modellregion für eine nachhaltige Bioökonomie herausstellen möchte. Zentrales Anliegen der Initiative ist es, den Zusammenhang von Radikalität und Innovation im Kontext der Landschaftsgestaltung nach dem Tagebau zu verstehen, diese Auseinandersetzung als Kernkompetenz der Lausitz anzuerkennen, sie über den Kohleausstieg hinweg im Selbstverständnis der Region zu verankern und proaktiv in den Strukturwandel einzubringen. 

 

 

„Lausitzer Tagebaufolgelandschaft" vorerst nicht auf deutsche UNESCO-Tentativliste aufgenommen - Warum wir trotzdem optimistisch in die Zukunft blicken sollten

05 .12 .2023

Die Kulturministerkonferenz schließt sich der Empfehlung des internationalen Fachbeirates an und äußert sich positiv zur „beeindruckende[n] Menge an Informationen“ zur Lausitzer Tagebaufolgelandschaft . Sie hält fest, dass der Antrag "interessante neue Ideen für die Erhaltung und Pflege von sich entwickelnden Kulturlandschaften und Zeugnissen der Industriekultur“ aufweise. Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Vorschlag jedoch noch nicht ausgereift für eine Aufnahme auf die deutsche Tentativliste.

Am 04.12.2023 hatte das lange Warten ein Ende: Die Kulturministerkonferenz veröffentlichte knapp zwei Jahre nach Einreichung der insgesamt 21 Kandidaten aus 13 Bundesländern endlich die überarbeitete deutsche Tentativliste für UNESCO Welterbe und nahm unter anderem die Waldsiedlung Zehlendorf als Erweiterung der Welterbestätte ‚Siedlungen der Berliner Moderne‘ (Berlin), das Pretziener Wehr (Sachsen-Anhalt) und den Olympiapark München (Bayern) auf.

Wenn der Lausitzer Vorschlag es auch im ersten Anlauf nicht auf die Tentativliste geschafft hat, so gab der vorgelegte Abschlussbericht des Expertenrates klare Hinweise, wo das Team um die Lausitzer Welterbeinitiative zukünftig ansetzen kann. Das Projektteam der Welterbeinitiative, bestehend aus dem Institute for Heritage Management (IHM), dem Institut für Neue Industriekultur (INIK), dem Sorbischen Institut/Serbski institut (SI), der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und dem Tourismusverband Lausitzer Seenland möchte sich der Kritik des Beirates annehmen und die Lausitz weiter auf Kurs halten für eine Anerkennung ihres besonderen Wertes. Hierzu gehöre es auch, sich Gedanken zu machen, welche alternativen Wege die Region gehen könne, um dieses besondere Erbe in den nächsten Jahren noch stärker in den Fokus zu rücken. Während wir weiterhin ihr Potenzial als UNESCO Welterbe durch Reflektion der Kritikpunkte des Fachbeirates hinterfragen, werden gleichzeitig alternative internationale Auszeichnungen, wie das Europäische Kulturerbe-Siegel erwogen.

Die Projektpartner sehen in der Entscheidung eine große Chance, um bestehende Lücken im bisherigen Konzept zu schließen und die Initiative noch stärker in der Lausitz zu verankern: „Es ist eine Entscheidung für und nicht gegen das Potenzial der Lausitzer Transformationslandschaft als anerkanntes Kulturerbe der Region“, so Prof. Michael Schmidt, Sprecher des Förderbündnisses Land-Innovation-Lausitz. "Die Entscheidung der Kultur-MK gibt der Region Zeit, um Fragen des Schutzstatus, der Verträglichkeit mit erneuerbaren Energieformen und weitere durch den Strukturwandel aufgeworfene Diskussionen rund um die Tagebaufolge zu klären.“

Unabhängig von der Entscheidung wird das derzeitige Projekt „Strategie- und Managemententwicklung für die Welterbeinitiative der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“(LIL-SME), welches im Rahmen der Initiative Land-Innovation-Lausitz vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, noch bis Ende Februar 2025 fortgesetzt. Die Anmerkungen der Kultur-MK und des beratenden Fachbeirats werden in die Arbeiten des Projektteams miteinfließen.

Das Projektteam betont explizit, dass die identifizierte Einzigartigkeit der Tagebaufolgelandschaft nicht vom Erfolg der Welterbeinitiative abhängig ist. Das über den gesamten Projektverlauf gesammelte Wissen kann unabhängig davon im Strukturwandelprozess genutzt werden und auch in Zukunft die Regionalentwicklung der Lausitz nachhaltig beeinflussen. "Die Welterbeinitiative", so die Projektkoordinatorin Lea Brönner vom Cottbusser IHM, "ist allem voran eine Einladung an die Lausitzerinnen und Lausitzer, das eigene Bild der Lausitz zu hinterfragen und die Tagebaufolgelandschaft als Besonderheit der Region anzuerkennen, um sie aktiv für die Gestaltung der eigenen Zukunft in der Lausitz zu nutzen."

Folgeprojekt der UNESCO-Welterbeinitiative „Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“ gestartet

Als Auftakt der zweiten Phase der Arbeiten an der UNESCO-Welterbeinitiative „Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“
trafen sich in diesen Tagen erstmals alle Partner im neuen Projektverbund „Strategie- und Managemententwicklung für die Welterbeinitiative der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft“
(LIL-SME) in Cottbus. Auch im Studiengebiet ist das Team des Verbundes bereits wieder im Einsatz und spricht mit den Menschen vor Ort: Erst am Mittwoch (12. Oktober) stellte Projektkoordinatorin Lea Brönner vom Institute for Heritage Management Cottbus (IHM) das Vorhaben in einem Arbeitskreis des Braunkohleausschusses des Landes Brandenburg in Lauchhammer vor.
 
Projektpartner in dem Vorhaben sind neben dem IHM das Institut für Neue Industriekultur (INIK) aus Cottbus, die Brandenburgische-Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), das Sorbische Institut/ Serbski institut (SI) mit seiner neuen Abteilung Regionalentwicklung und Minderheitenschutz und der Tourismusverband Lausitzer Seenland mit Sitz in Senftenberg. Der Projektverbund wird, wie schon das Vorgängerprojekt „LIL-Welterbe“, im Rahmen der Initiative „Land-Innovation-Lausitz“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Es handelt sich um eine Förderung im Rahmen des WIR!-Programms („Wandel durch Innovation in der Region“). Offizieller Projektstart für das zweieinhalbjährige Vorhaben (bis Ende Februar 2025) war der 1. September.
 
Im Fokus des Projektverbunds LIL-SME stand gleich zu Projektbeginn die Evaluation der Welterbeinitiative durch einen die Kulturministerkonferenz beratenden Fachbeirat, welcher bis Ende 2023 die deutschlandweit über 20 Bewerbungen zur Aufnahme auf die Tentativliste für UNESCO-Welterbe evaluiert. In dem Lausitzer Verbundprojekt werden über die nächsten zwei Jahre nun unter anderem der
Dialog mit der Lausitzer Bevölkerung intensiviert und innovative Vermittlungsformate geschaffen. Des Weiteren sollen umfassende Management- und Tourismuskonzepte erarbeitet werden, die sowohl Bedarfe des Minderheiten-, Natur- als auch Denkmalschutzes berücksichtigen. So wird der Weg zum potenziellen Welterbestatus in die Strukturwandelprozesse der Region eingebunden.
 
Das Vorgänger-Projekt „LIL-Welterbe“ hatte zum Ziel, zunächst das Potenzial der Lausitzer Tagebaufolgelandschaft als UNESCO-Welterbe zu prüfen und gleichzeitig die technologischen und kulturellen Spezifika der Folgelandschaft zu erforschen. Ergebnis des Vorhabens war der Antrag auf Aufnahme in die deutsche Tentativliste für UNESCO Welterbe, den das brandenburgische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) in Zusammenarbeit mit dem sächsischen Ministerium für Regionalentwicklung (SMR) am 29. Oktober 2021 bei der Kulturministerkonferenz einreichte – sowohl in deutscher und englischer, als auch ober- und niedersorbischer Sprache. Zudem erschien im Mai 2022 die Publikation „KULTUR[tagebau]LANDSCHAFT“ im L&H Verlag, welche sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Phänomen „Tagebaufolgelandschaft“ auseinandersetzt.
 
Ansprechpartnerinnen:
Lea Brönner, Institute for Heritage Management Cottbus: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Heidi Pinkepank, Institut für Neue Industriekultur INIK GmbH: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Prof. Dr. Florian Dost, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Jenny Hagemann, Sorbisches Institut/Serbski institut: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Marcus Heberle, Tourismusverband Lausitzer Seenland e. V.: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

„Old Town of Kuldīga” als UNESCO-Welterbe anerkannt

Um 16:20 Uhr Ortszeit des 17. Septembers 2023 wurde im saudi-arabischen Riad, im Rahmen der 45. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees, „Old Town of Kuldīga“ als UNESCO-Welterbestätte eingeschrieben. Das IHM war mit seiner Geschäftsführerin Dr. Britta Rudolff sowie der Projektkoordinatorin Lea Brönner als Teil der lettischen Delegation vor Ort.

Das IHM betreut das Projekt seit 2018 und war unter anderem beratend im Rahmen der Attributkartierung, der Entwicklung des Nominierungsdossiers sowie der partizipativen Entwicklung von Managementstrategien tätig.

„Old Town of Kuldīga“ ist die 5. erfolgreiche Nominierung unter Beteiligung des IHM-Teams.

Buchvorstellung: KULTUR[tagebau]LANDSCHAFT

Strukturen der Tagebaufolge lesen, verstehen, gestalten, entwickeln

Termin: 05.07.2022 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: Dieselkraftwerk Cottbus – Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst, Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus

Kulturlandschaften der Tagebaufolge sind durch ihre intensive Nutzung geprägt. Tagebau ist nicht nur ein technisches Vorhaben, in dem Landschaften neugestaltet werden, sondern eine umfassende gesellschaftliche Transformation. Angesichts der Wechselwirkungen zwischen naturräumlichen Gegebenheiten und menschlicher Einflussnahme nähern sich die Beiträge der Autorinnen und Autoren den Kulturlandschaften der Tagebaufolge aus unterschiedlichen Perspektiven: diese werden als Naturraum, Siedlungsraum und Kulturraum dargestellt und in überregionalen, internationalen sowie wissenschaftlichen Betrachtungen unterschiedlicher Disziplinen zusammengeführt.

Dieses Buch stellt erweiterte Perspektiven auf Tagebaufolgelandschaften zur Diskussion. Das Verständnis für die Besonderheiten dieser historisch gewachsenen Landschaften des Strukturwandels ermöglicht zukunftsfähige, partizipative Landnutzungen.

„Landschaften sind Emotionen. Diese Emotionen sind oft ein wichtiger Grund, um in einer Region zu bleiben. Um positive Emotionen für eine derart veränderte Landschaft, wie der Tagebaufolgelandschaft, entwickeln zu können, muss man die Landschaft lesen und verstehen.“ (Heidi Pinkepank)

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Institut für Neue Industriekultur, der BTU Cottbus-Senftenberg, dem Sorbischen Institut und dem L&H Verlag. Am 7. Juli wird das Buch in der Smoler´schen Buchhandlung in Bautzen vorgestellt.

https://www.serbski-institut.de/buchvorstellung-kulturtagebaulandschaft/

Hier zur Leseprobe