Partizipative Dokumentation der materiellen und immateriellen Bergbaukultur und Entwicklungsperspektiven für die Bioökonomie im Lausitzer Braunkohlerevier

Partizipative Dokumentation der materiellen und immateriellen Bergbaukultur und Entwicklungsperspektiven für die Bioökonomie im Lausitzer Braunkohlerevier

Lausitz | Deutschland
Projektlaufzeit: seit 2024
 
Die Lausitz stellt eine Region dar, welche bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts eng mit der Förderung von Braunkohle verbunden ist. Stätten des Braunkohleabbaus und der Energieerzeugung prägen einschneidend das Landschaftsbild und haben sich im Laufe der Zeit immer enger mit der (Selbst- und Fremd-) Wahrnehmung der Region verwoben. In den letzten 100 Jahren hat die Braunkohleindustrie nicht nur die berufliche und ökonomische Ausrichtung der Menschen in der Region stark beeinflusst, sondern sich auch aktiv auf ihre soziale und kulturelle Entwicklung ausgewirkt. Ihr hoher sozio-kultureller Stellenwert verdeutlicht sich in den gelebten Traditionen und der daraus resultierenden Vielzahl an immateriellen Elementen, die einen Fixpunkt regionaler Identität geschaffen haben. Von der starken Präsenz bergbaugeprägter Namensgebung von offiziellen Gebäuden bis hin zu Freizeitstätten, über die Existenz von Traditionsvereinen mit öffentlichkeitswirksamen Feierlichkeiten in Bergmannsuniformen, hinterlässt die über einhundertjährige Braunkohleförderung in der Lausitz eine Baukultur und ortsgebundene Bergbautraditionen, die durch den bevorstehenden Kohleausstieg mutmaßlich vor großen Veränderungen stehen. Ein Verlust der materiellen, aber auch eine Gefährdung der immateriellen Elemente - wie sie im Kontext des Kohleausstiegs drohen - stellt zugleich einen Verlust an Identität einer mit dem Bergbau tief verwurzelten Bevölkerung dar. 
 

Seit Frühjahr 2024 arbeitet das IHM gemeinsam mit dem Brandenburgischen Landesdenkmalamt und Archäologisches Landesmuseum, dem Institut für Neue Industriekultur INIK sowie den Städten Drebkau/Drjowk und Welzow/Wjelcej daran, einen Leitfaden zum Erhalt identitätsstiftender Traditionen zu erarbeiten, der sich auf die Nachnutzung der mit den Traditionen verbundenen Orte stützt. Das Projekt wird im Kontext zweier Schwerpunkte entwickelt: 1) Bergbaukultur & Identität und 2) Bioökonomie.

Fokus Bergbaukultur & Identität

In einem Austausch mit der Bevölkerung, den Gebietskörperschaften, Traditionsvereinen, der Denkmalpflege und der Regionalplanung soll gemeinsam ein Leitfaden erarbeitet werden, der es Städten und Gemeinden langfristig und in Eigenregie ermöglicht, Infrastruktur mit großer Bedeutung für die regionale Identität zu identifizieren und diese durch nachhaltige Nachnutzungsstrategien zu erhalten. Die Schnittstellen der immateriellen und materiellen Kultur sollen in ihren Zusammenhängen und ihrer Bedeutung für die regionale Identität untersucht werden, um soziale Gefüge, Stadtimage und persönliche sowie kollektive Geschichte(n) in die Zukunft zu überführen. Gleichzeitig kann dem Abriss und Neubau von Gebäuden vorgebeugt werden, wodurch sich die CO2-Bilanz der Kommunen verbessert.

Fokus Bioökonomie

Das Potenzial des baulichen Erbes im Lausitzer Braunkohlerevier soll gezielt für das innovative Wirtschaftsfeld der Bioökonomie analysiert werden. Basierend auf den Ergebnissen der partizipativen Dokumentation sollen dem als erhaltenswürdig bewerteten Gebäudebestand des Bergbaus potenzielle Nutzungskategorien für die Produktion, die Verarbeitung und erforderliche Dienstleistungen der Bioökonomie zugeordnet werden. Dafür wird ein Abgleich des Gebäude- und Flächenbestandes in der Region Drebkau-Welzow-Neupetershain mit dem reellen Bedarf der LIL-Projekte und weiterer Initiativen durchgeführt. Es werden vorbereitende Überlegungen getroffen für einen potenziellen Netzwerkknoten Bioökonomie unter Berücksichtigung relevanter Aspekte (z.B. Raumbedarfe und -angebote, kurze Transportwege, infrastrukturelle Anbindung). Darüber hinaus strebt PARTIKUL auch die Zusammenführung und verbesserte Zusammenarbeit der anderen Projekte im Forschungsbündnis an. Somit trägt das Projekt zum Ausbau der regionalen Akzeptanz für die bioökonomischen Ziele des Bündnisses in der Region bei.

Das Projekt ist aktuell fortlaufend. Es ist Teil des Forschungsbündnisses Land-Innovation-Lausitz und wird im Rahmen des Förderprogramms WIR! durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Foto: IHM / Lea Brönner

Date

06. Mai 2024

Tags

Strategische Beratung, Immaterielles Erbe