Was haben Kiruna am Polarkreis und die Lausitz gemeinsam?

Beide stehen sinnbildlich für den Wandel industrieller Kulturlandschaften und für die Frage, wie Vergangenheit und Zukunft miteinander verbunden werden können. Im vergangenen Monat hatten unsere Kolleginnen Lea Brönner und Mareike Herold die besondere Gelegenheit, nach Kiruna, in die nördlichste Stadt Schwedens, etwa 250 km nördlich des Polarkreises, zu reisen.

Kiruna ist ein faszinierender Ort im Umbruch: Weil sich die weltgrößte Eisenerzmine weiter ausdehnt, wird der gesamte historisch gewachsene Stadtkern Stück für Stück versetzt. Besonders eindrücklich war die Versetzung der berühmten Kirche von Kiruna in das neu entstehende Stadtzentrum. Ein Bild, das um die Welt ging.

In dieser einzigartigen Kulisse fand der 19. TICCIH-Kongress, der weltweit größte Kongress zur Industriekultur, statt. TICCIH  (The International Committee for the Conservation of the Industrial Heritage) ist das internationale Komitee für die Erhaltung des industriellen Erbes und ist in über 40 Ländern vertreten. Unter dem Motto Heritage in Action – Legacies of Industry in the Future Making kamen über 300 Expert:innen zusammen, um fast 200 Beiträge zu präsentieren und das 50-jährige Jubiläum zu feiern. 

Wir hatten die große Freude, unsere Projekte PARTIKUL und die Welterbeinitiative Lausitzer Tagebaufolgelandschaft in einer eigenen ganztägigen Session vorzustellen. Unter dem Titel Co-Creating Futures: Community Driven Conservation & Adaptive Re-Use in Industrial Heritage Landscapes zeigten Forscher:innen und Praktiker:innen aus aller Welt, wie entscheidend partizipative Ansätze sind, um Industriekultur gemeinsam zu bewahren und weiterzuentwickeln. Es war beeindruckend zu sehen, wie viele internationale Kolleg:innen unserem Aufruf nachgekommen sind und zu ähnlichen Themen forschen.

Zwischen den Vorträgen und Gesprächen jagte ein Highlight das nächste:

  • der eindrückliche Besuch der Eisenerzmine auf 500 Metern unter der Oberfläche
  • die bewegende Geschichte der Kirchenversetzung
  • der Booklaunch des Konferenzbandes aus Montréal, der auch einen Beitrag zur Welterbeinitiative Lausitzer Tagebaufolgelandschaft enthält
  • die vielen Gespräche, die deutlich machten, wie wichtig es ist, sich langfristig mit der Rolle kulturellen Erbes in Transformationsprozessen auseinanderzusetzen